Unsere Motivation verführt uns oft dazu, große Ziele zu setzen. Gerade zu Beginn denken wir häufig, dass unsere Motivation stark und unerschöpflich ist. Das ist nützlich und positiv. Gleichzeitig tendieren wir dazu, unsere zukünftige Motivation zu überschätzen. Sie ist nicht immer vorhersehbar. Motivation kann flüchtig sein und uns im Stich lassen, besonders wenn es darum geht, langfristig durchzuhalten.
In diesem Beitrag möchte ich das Thema ‚Motivation‘ von möglichst vielen Seiten betrachten und hilfreiche Tipps geben, um besser damit umgehen zu können.
Was ist Motivation?
Dieser Satz aus Wikipedia fasst es meiner Meinung nach am besten zusammen:
„Die Gesamtheit aller Motive oder Beweggründe, die zur Handlungsbereitschaft führen.“
Gründe & Handlungsbereitschaft = Handeln?
Gründe sind die Ausrichtung auf einen positiven, zukünftigen Zustand.
Handlungsbereitschaft ist entweder vorhanden oder nicht.
Motivation kann erklären, warum oder wozu wir etwas tun, aber sie garantiert nicht, dass wir es tatsächlich umsetzen. Denn ob wir in die Handlung kommen, hängt von zwei Kräften ab:
- Motivation – Wie sehr ich etwas will.
- Machbarkeit / Aufwand – wie schwer oder leicht es ist, mein Ziel zu erreichen.
Ein einfaches Beispiel: Wenn ich nur ein bisschen Hunger habe, werde ich nicht aufstehen, einkaufen oder kochen. Sobald der Hunger jedoch stärker wird, steigt meine Bereitschaft. Und irgendwann ist der Hunger so groß, dass ich gar nicht anders kann.
Wenn die Motivation sehr hoch ist, spielt es keine Rolle, wie hoch der Aufwand eingeschätzt wird – ich bin bereit, die erforderlichen Schritte zu unternehmen. Doch wenn die Motivation mittelmäßig bis gering ist, wird die Machbarkeit oft zum ausschlaggebenden Faktor.
Wer kurzfristige Ziele erreichen möchte, braucht sich weniger Gedanken zu machen. Denn Motivation reicht oft für den Start und für kurze Strecken. Wer jedoch daran interessiert ist, auch langfristig dranzubleiben, dem habe ich einen Tipp aus einem großartigen Buch (BJ FOGG, Die Tiny Habit Methode):
„Drehen Sie an der Machbarkeitsschraube“
Der Schlüssel dazu sind Einfachheit und kleine Schritte. Einfachheit verändert Verhalten. Teilen Sie den Weg in kleine, machbare, überschaubare Aufgaben ein. Beginnen Sie mit der ersten kleinen Aufgabe.
Wer neue Gewohnheiten etablieren möchte, sollte nach Beständigkeit und Routine streben. Nicht nach Intensität und Perfektion.
Ein konkretes Beispiel zum Nachmachen: Möchtest du fitter werden? Mache jeden Tag mindestens eine Liegestütze für 100 Tage lang. Ist das machbar für dich? Wer an dieser Stelle weiter eintauchen will, dem empfehle ich diesen Beitrag
Was können Auslöser und Motivationen sein?
Motivation kann verschiedene Ursprünge haben.
Aus der Person heraus:
Eine Person handelt aus eigenem Antrieb, weil sie etwas tun möchte. Hunger, Durst, eigene Ideen, usw. Hilfreich, um diese Art der Motivation zu entdecken und auszubauen, ist die Frage nach dem „Warum“.
„Start with Why“ ist ein Konzept, das von dem Autor Simon Sinek vorgestellt wurde. Es betont die Bedeutung der Klärung des „Warum“ hinter unseren Handlungen. Dies sollte geschehen, bevor wir uns mit dem „Wie“ befassen. Hinter dem ‚Warum‘ finden wir die Leidenschaft. Ebenso entdecken wir den Zweck. Beides inspiriert uns dazu, einen Unterschied zu machen.
Mir hat das Wissen darüber geholfen, Motivation als eine Art Zielfestlegung zu verstehen. Warum bin ich für etwas motiviert? Wenn wir wissen, wohin wir gehen möchten und warum, sind wir eher bereit, die notwendigen Schritte zu unternehmen, um dorthin zu gelangen.
Aber Motivation kann auch von außen entstehen:
Durch Anreize oder Strafen. Hierbei geht es um Handlungen, die wir tun oder lassen sollten. Dies ist ein umstrittener Punkt, aber motiviert uns die rote Ampel nicht dazu anzuhalten? Oder die Punktesammelkarte, die uns motiviert, Punkte zu sammeln? Manchmal sind ganze „Personalanreizsysteme“ in Unternehmen etabliert.
Motivation kann auch aus unserem Umfeld erwachsen: Durch Erwartungen, Belohnungen und das soziale Umfeld. Druck und Verantwortung können uns ebenfalls motivieren. Wenn wir beispielsweise für ein Projekt Verantwortung übernehmen und wissen, dass andere auf uns angewiesen sind, werden wir vielleicht motivierter sein, es erfolgreich abzuschließen.
Kann, aber muss nicht. Dieses Beispiel könnte genauso gut einfach nur Druck erzeugen und ein reines Pflichtgefühl hervorrufen. Dies kann vor allem dadurch passieren, dass uns der Chef die Aufgabe einfach „aufs Auge drückt“.
Viel wirkungsvoller motivieren kann uns, wenn wir selbst den Druck auf uns erhöhen. Wenn wir von uns aus vor den anderen aussprechen, dass wir z.B. das Projekt stemmen werden. Oder wenn wir vor unseren Freunden und unserer Familie unsere Ziele verkünden. Diese Form von sozialem Druck kann unsere Motivation enorm steigern.
Diese Faktoren können individuell variieren, und oft wirken mehrere gleichzeitig. Sie können sich gegenseitig beeinflussen, und wir bewerten sie unterschiedlich.
Der kluge Umgang mit externer Motivation
Es ist nicht ratsam, ständig auf externe Motivation zu warten. Wer immer darauf wartet, extern motiviert zu sein, dem fehlt es vielleicht an innerem Antrieb.
Der ideale Weg zur Motivation ist, sie aus sich selbst heraus zu entwickeln, durch Eigenverantwortung. Wenn wir Dinge nicht als Pflicht, sondern als eigene Entscheidung betrachten, sind wir eher bereit, uns voll und ganz darauf einzulassen.
Die alljährliche Steuererklärung, ein allseits bekanntes Ärgernis, kann tatsächlich zu einem Quell der Inspiration und Freude werden, wenn wir es verstehen, sie nicht bloß als lästige Pflicht zu betrachten, sondern als eine Gelegenheit, die uns persönlich voranbringt. Die Magie liegt darin, die innerliche Motivation zu wecken, um diesen Prozess sogar mit Freude zu erfüllen.
Doch wie erreichen wir diesen erhabenen Zustand? Ich persönlich finde es hilfreich, mir bewusst zu machen, dass ich dies nicht nur für das Finanzamt tue, sondern vor allem für mich selbst. Es ist die Kunst, sich vor Augen zu führen, dass die Steuererklärung nicht nur eine bürokratische Hürde ist, sondern eine Chance, die eigene finanzielle Situation zu optimieren. Wenn ich diese Aufgabe vernachlässige, verschenke ich im Grunde genommen mein eigenes Geld. Und wer möchte das schon?
Diese neue Perspektive ermöglicht es mir, die Steuererklärung als eine bewusste und eigenverantwortliche Entscheidung zu begreifen, die meinem eigenen Wohl dient. So wird aus einer Pflicht eine Möglichkeit oder aus Frust wird Zufriedenheit.
Der Übergang von Verpflichtung zur Eigenverantwortung ist ein riesiger Schritt im Erleben und führt auch zu besseren Ergebnissen, die man aus dieser Haltung heraus erzielt. Wer hier weiterforschen möchte, dem lege ich das Buch „The Responsibility Process“ von Christopher Avery ans Herz.
Das klingt ja alles ganz logisch, ABER:
Was ist, wenn ich keine Motivation habe, aber dennoch handeln sollte?
Diese Frage kam auf als ich einen lieben Menschen diesen Beitrag zum lesen gesendet habe.
Die Ausgangslage war: Das klingt ja alles logisch, meine Herausforderungen ist, dass ich eigentlich mehr Sport machen sollte. Dazu habe ich aber keine Motivation. Rein logisch schon, aber praktisch komme ich nicht ins Tun.
Ein Klassiker. Und es gibt viele Ansätze oder Hebel hier anzusetzen.
Mein erster Ansatz wäre hier ganz im Sinne des Machbarkeitsprinzips. Wenn also die Motivation gering oder fast nicht vorhanden ist, stellt sich die Frage: Welche Handlung ist so klein, dass wir sie tatsächlich umsetzen können? Ist es die eine Liegestütze pro Tag? Oder eine kurze Dehnübung? Was kann so winzig sein, dass Ausreden keine Chance haben? Was passt in unseren hektischen Alltag?
Diesen minimalen Schritt gilt es zu finden und zu tun – als absolutes Minimum, wobei stets Raum für mehr bleibt, aber nicht zwingend erforderlich ist.
So verwandelt sich die Vorstellung von dem, was man „eigentlich tun sollte“, in konkrete Handlung.
Und wer sich in die Tat versetzt und erlebt, dass es machbar ist, gewinnt ein wunderbares und erfüllendes Gefühl der Selbstwirksamkeit.
An diejenigen, die immer noch Schwierigkeiten haben, selbst den kleinsten Schritt zu setzen, sei gesagt, dass sie sich möglicherweise auf einem Weg der Schuldgefühle und Ineffektivität befinden. Es gibt wohl kaum etwas Frustrierenderes, als sich selbst zu sagen: „Eigentlich sollte ich das tun“ und dennoch nicht handeln zu kommen. Dies raubt uns Energie, lässt uns an unseren Fähigkeiten zweifeln und zerstört Momentum.
Oder, um es mit den Worten von Yoda auszudrücken: „There is no try“ – es gibt kein Versuchen. Sage es dir selbst und handle danach, oder setze dir bewusst das Ziel, es nicht zu tun. Alles dazwischen sind Zustände, die uns nicht guttun und unsere Entwicklungspotenziale mit Füßen treten.
Abschließend
Was uns antreibt, ist vielseitig. Gerade zu Beginn ist Motivation ein guter Treibstoff für Taten. Um langfristig an Vorhaben dranzubleiben, würde ich mich nicht allein auf Motivation verlassen. Denn wie schon Jim Rohn treffend sagte: „Motivation bringt dich in Gang. Gewohnheit bringt dich voran.“
Liebe Grüße
Sven Wurth