Bewusster Komfort oder das Verweilen in einer Komfortzone kann toll sein, aber unterschätze nicht die Falle, die dahinter lauert!
Komfort kann etwas Schönes sein: eine klimatisierte Umgebung, gutes Essen, ein schöner Urlaub oder eine komfortable Lage bei der Arbeit, in der Familie, beim Sport und im Leben. Es gibt viele Beispiele dafür, was für jemanden Komfort bedeutet. Komfort kann sehr schön sein, wenn man ihn bewusst genießt.
Komfort ist wie ein Genussmittel.
Doch es gibt auch eine Schattenseite, die oft und leicht übersehen wird. Komfort kann zur Droge werden. Sobald man sich zu sehr daran gewöhnt hat, kann es süchtig machen. Gib einem schwachen Menschen konstante Stimulation, gutes Essen, billige Unterhaltung und er wird seine Ambitionen direkt aus dem Fenster werfen. Die Komfortzone kann der Ort sein, an dem deine Träume platzen. Ich glaube, dass zu viel Komfort dein Leben ruinieren und dich innerlich langsam sterben lassen kann.
Das sind steile Thesen. Lass mich erklären, welche Prinzipien ich dahinter sehe und warum ich so denke.
Kennt ihr die Antwort auf die Frage: „Wie kocht man einen Frosch?“
Die Antwort ist: „Langsam“.
Man beginnt mit einer angenehmen Temperatur für den Frosch. Wenn man das Wasser langsam erhitzt, bis es kocht, wird der Frosch nicht fliehen, sondern sterben. Wenn er jedoch bemerken würde, dass sich seine angenehme Umgebung langsam verändert und er ahnt, wie heiß das Wasser am Ende sein wird, würde er versuchen zu fliehen. Aber zu Beginn sitzt er in seiner Komfortzone, merkt nichts von der Veränderung der Umgebung und das ist sein Ende. Wenn man ihn sofort in heißes Wasser wirft, würde er sofort versuchen zu fliehen.
Dieses Beispiel wird oft in der Psychologie als Metapher genutzt und trifft mehr auf Menschen zu als auf Frösche. Denn Frösche sind nicht so dumm, sie würden immer versuchen zu fliehen.
Als Beispiel ist es jedoch hilfreich, denn unsere Komfortzone hat die Eigenschaft, dass sie sich verändert. Nicht die Komfortzone selbst, aber das Umfeld verändert sich. Und durch die Veränderung der Welt um die Komfortzone herum, verändert sich auch die Wirkung der Komfortzone.
Was ich damit meine? Die Welt dreht sich. Alles ist irgendwie im Fluss: Die Technologie entwickelt sich rasant weiter, die Gesellschaft verändert sich, die Menschen um uns herum und natürlich auch unser Arbeitsumfeld.
Was gestern Komfortzone war und uns geholfen hat, kann morgen unnütz oder sogar hinderlich sein.
Ein Beispiel: Wenn ich einmal gelernt habe, ein Faxgerät zu bedienen, war das sicherlich nützlich und gut, dass ich diese Fähigkeit besitze. Aber wenn ich auf dieser Stufe stehen bleibe und versuche, weiterhin mit Menschen darüber zu kommunizieren, wird es immer schwieriger, bis es unmöglich wird.
Ich darf auf dieser Stufe nicht stehen bleiben, sondern muss mir neue Fähigkeiten aneignen, um nicht ins Hintertreffen zu geraten und auch weiterhin gut mit meinen Geschäftspartnern kommunizieren zu können. Die Anforderung bleibt immer die gleiche: Kommunizieren. Aber ich muss in die Lernzone gehen, um handlungsfähig zu bleiben.
Wenn es mir dann gelungen ist, beispielsweise den Umgang mit E-Mails zu erlernen, wird die Lernzone zu meiner neuen Komfortzone. Ich beherrsche den Umgang irgendwann, es wird immer einfacher, bis es zur Selbstverständlichkeit geworden ist. So wird aus der Lernzone die neue Komfortzone. Meine Komfortzone hat also zugenommen und ist der neue Standard.
Wenn ich es nicht gelernt hätte, würde meine Komfortzone auch nicht wachsen und das Ergebnis wäre insgesamt ein Rückschritt.
Klingt logisch, oder?
Wenn wir rein logische Wesen wären, würde uns das ausreichen, um die Herausforderungen in unserem Leben anders anzugehen. Aber wir sind keine rein logischen Wesen. Wir werden von Emotionen geleitet und daher macht es Sinn, das Thema Komfortzone noch um zwei weitere Sichtweisen zu erweitern. Für viele Menschen hat diese Perspektive bereits enorm geholfen.
Sicherheit und Angst
„Wer lernt, ist feige“ – Diesen provokanten Satz hat mir mal ein Professor gesagt. Ich dachte gleich: „Hey! Ich bin doch nicht feige, ich will hier was lernen!“
Der nächste Satz war dann: „Das Verlassen der Komfortzone ist ein Sicherheitsbedürfnis.“
„Lernen ist ein Sicherheitstrieb“ – Häää? Ich war verwirrt, und er erklärte es mir:
Es liegt in unserer Natur, nach Sicherheit zu streben. Das heißt: Wer lernt und seine Komfortzone ständig erweitert, schafft mehr Sicherheit für sich. Und umgekehrt: Wer nicht lernt und ständig in seiner Komfortzone bleibt, wird ein immer unsicheres Leben haben.
Das Gemeine daran ist die zeitliche Verzögerung, und diese sollte man immer im Blick haben. Jetzt für den Moment ist die derzeitige Komfortzone vielleicht ein guter Platz, aber langfristig eine Falle.
Das heißt, wer langfristig ein angenehmes Leben anstrebt, muss ständig seine Komfortzone erweitern. Nur so entsteht neue Sicherheit.
Doch es gibt etwas, das uns oft hemmt…
Die Angst – Eines der größten Hindernisse für unsere neue Komfortzone.
Angst ist ein mächtiger Emotionszustand, der uns oft davon abhält, uns zu bewegen und neue Dinge zu lernen. Wir haben Angst davor, zu scheitern, uns lächerlich zu machen oder uns in ungewohnten Situationen unwohl zu fühlen.
Aber hier ist die Wahrheit: Wir werden immer mal wieder scheitern, uns lächerlich machen und uns unwohl fühlen, wenn wir aus unserer Komfortzone ausbrechen. Aber das ist völlig in Ordnung, denn das gehört zum Lernprozess dazu. Das Wichtige ist, dass wir uns von der Angst nicht lähmen lassen und den Mut haben, aus unserer Komfortzone auszubrechen.
Wie?
In meiner Welt ist Angst eine Art „Informationsgefühl“.
Was wir alle gemeinsam haben, ist, dass wir Angst vor vielen Dingen haben. Damit dies greifbar wird, möchte ich grundlegend unterscheiden zwischen einer externen und internen Angst. (Ich finde die Begriffe noch nicht richtig gut, wenn ihr eine bessere Idee habt – schreibt mir gerne). Eine externe Angst wäre z. B. das Gefühl, wenn ich in einer dunklen Gasse irgendwo in einer unbekannten Gegend auf dubiose Gestalten treffe. Diese Angst würde mir die Information liefern: Ich fühle mich hier nicht wohl, raus hier, weg. Hier bin ich in solchen Situationen kein Freund der Konfrontation und würde sofort die Flucht ergreifen.
Oder ich sehe ein Auto schnell auf mich zukommen, bekomme Angst und springe zur Seite.
Diese Form von Angst meine ich hier nicht. Sie ist extern, beruht in gewisser Form auf Fakten und einer äußeren Wahrnehmung und ist echt. Ich glaube, in diesen Fällen sollte man auf seine Instinkte hören und ihnen folgen.
Ich meine eine andere Form von Angst, die für viele Menschen noch viel größer ist – die interne Angst in unserem Kopf, in unserer Vorstellung. Es geht um die Angst im Kontext ‚Mit sich selbst? Vor sich selbst!‘ – also um unsere eigenen Ängste und Befürchtungen.
Ich spreche hier von der speziellen Angst, Dinge anzupacken und umzusetzen. Diese Angst hemmt dich. Doch diese Angst ist nicht real. Der einzige Ort, an dem diese Ängste existieren können, sind unsere Gedanken über die Zukunft. Es ist ein Produkt unserer Vorstellung, das uns vor Dingen fürchten lässt, die momentan nicht existieren und vielleicht nie passieren werden.
‚Sag deinem Herzen, dass die Furcht vor dem Leiden schlimmer ist als das Leiden selbst’.
– Paulo Coelho
Die beste Taktik: Der Frontalangriff!
Gehe dorthin, wo deine Angst am größten ist.
Stelle dich ihr konsequent. Gehe in die „Angstüberwindung“. Kontrolliere deine Angst, sonst wird sie dich kontrollieren. Du darfst der Angst nicht ausweichen, sonst kontrolliert sie dich. Lerne deine Art der Angstüberwindung. Das ist definitiv eine Disziplin, die man gut beherrschen sollte, um erfolgreich zu sein.
Ein schönes Beispiel: Erinnerst du dich an deinen ersten Kuss? Nervosität, Unsicherheit, und trotzdem hast du irgendwann all deinen Mut zusammengenommen und eine Entscheidung getroffen, die dein Leben vielleicht für immer verändert hat. Genau in Momenten wie diesen gilt es, sich der Angst zu stellen und zu wachsen. Mit diesen Entscheidungen haben wir den größten Einfluss auf unser Glück und unsere Erfüllung.
Der Weg ist einfach zu finden, aber hart zu gehen. Du musst einfach genau dorthin gehen, wo deine größte Angst ist. Du musst genau die Dinge tun, die dich wirklich nervös machen, dann ist dein Gefühl von Erfolg und persönlichem Sieg über deine eigenen Grenzen am allergrößten. Raus aus deiner negativen Gedankenspirale und rein in deinen Fortschritt.
Angst und Unsicherheit sind dein Potenzial und dein Wachstum. Nimm die Einladung an und gehe durchs Feuer, denn auf der anderen Seite deiner Komfortzone findest du noch mehr von dir! Und das Gefühl, von dem du dir klar machst, dass das, was du jetzt leisten kannst, früher noch als unerreichbar galt.
Das wünsche ich Dir.
Liebe Grüße
Sven Wurth
Fazit:
Die Komfortzone ist wichtig und notwendig, aber falsch gelebt wird sie zur Falle. Um erfolgreich und glücklich zu sein, müssen wir uns zur Angewohnheit machen, uns immer wieder herausfordern und unsere Komfortzone erweitern. Es ist normal, dass das mit Ängsten und Unsicherheiten verbunden ist, aber wir sollten uns davon nicht aufhalten lassen. Ganz im Gegenteil, wir sollten lernen, dies als Wegweiser zu verstehen. Durch diese Konfrontation erweitern wir nicht nur unser Wissen und unsere Fähigkeiten, sondern schaffen auch mehr Sicherheit für uns und unser Leben.
Bonus:
Ich versuche immer noch weiterführende Lektüre oder sonst was mitzugeben. Heute ist es ein sehr ausgewählter Podcast von Christian Bischoff, einer der Besten, die ich je zum Thema Angst gehört habe. Er macht richtig viel Mut!
Bonus2:
Update 05/2023 / Ich habe einen wunderbaren Blogbeitrag entdeckt. Hier erzählt einer der besten Schachspieler der Welt, was sein Mindest dazu ist. Absolut lesenswert. https://fs.blog/winners-edge/